Lampedusa 16 Textfragmente aus „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek, für Vokalensemble, Akkordeon und Schlagwerk

Textgrundlage
16 Passagen aus Jelineks Theatertext Die Schutzbefohlenen (2013)

Textfassung und Komposition | Dieter Kaufmann (2014)

Musikalische Besetzung
Vokalensemble, Akkordeon, Schlagzeug.

Aufführungen
UA | 7.6.2015 Bezirksmuseum Mariahilf, Wien (im Rahmen von Neue Etüden für eine bessere Welt bei den der Mariahilfer Bezirksfestwochen)


Für Lampedusa wählte Dieter Kaufmann als Textgrundlage 16 Passagen aus Die Schutzbefohlenen. Das Werk ist in folgende Teile gegliedert: I. Wir Leben; II. O Droben Ihr; III. Klagen; IV. Illegal; V. Tote; VI. Die Freiheit; VII. Wir Aber; VIII. Vom Verschlingenden Wasser (Kanon); IX. Hunderttausende Kommen (Litanei und Choral); X. Nasses Grab; XI. Das Meer; XII. Schafe; XIII. Erbarmen; XIV. Höchste Zeit; XV. Festgenagelt; XVI. Zukunft (Walzer).
Die von Kaufmann verwendeten Passagen aus Die Schutzbefohlenen bestehen jeweils aus 3-15 Zeilen, der Teil V. Tote ist der umfangreichste. Kaufmann wählte die Ausschnitte chronologisch aus Jelineks Text aus. Die ersten und letzten Zeilen Jelineks bilden auch in seiner Bearbeitung Anfang und Schluss. Bei der Realisierung handelt es sich um einen Work in progress. Bei der nicht-szenischen Uraufführung (7.6.2015) wurden die 16 Teile durch Zuspielung von Kaufmanns elektroakustischer Komposition La Mer (Op. 75) unterbrochen bzw. unterlegt. Bei der zweiten Aufführung (28.7.2015 im Günter Domenig-Steinhaus am Ossiachersee) kam Textmaterial aus Gesprächen mit jungen Asylsuchenden in Form von halbszenischen Zwischenspielen, realisiert durch das Vokalensemble, hinzu. Bei der Aufführung am 27.9.2015 im Wiener Odeon (im Rahmen der WienWoche 2015) kamen noch Videos und Bühnenrequisiten hinzu, diese Form wurde auch bei weiteren Aufführungen beibehalten.


Grundsätzlich habe ich Texte ausgewählt, die sich zum Singen eignen. Dabei wollte ich weniger auf die Ereignisse in der und um die Votivkirche Bezug nehmen, sondern auf die Problematik der Überfahrten von Afrika nach Europa und die damit verbundenen Katastrophen. Ein wesentliches Anliegen war mir dabei die Sangbarkeit für die jugendlichen Vokalistinnen, deren Engagement für die Menschenrechte, verbunden mit dem Mitgefühl für die Opfer, sich auf das Publikum übertragen soll, also Empathie statt plakative Schuldzuweisung. Musikalisch wird der jugendliche Vokalklang samt Akkordeon und Xylophon von der elektroakustischen Zuspielung meiner Komposition La Mer mit jeder Menge Wasser- und Wellenklang, durch den immer wieder Debussys gleichnamige Komposition durchbricht, konterkariert. Dabei wird auch im Vokalteil immer wieder bekannte Musik zitiert (von der Europahymne bis zu Chorälen wie Bachs Es ist genug). Mein Mittel zur Verfremdung von Dreiklängen und Tonalität wird immer mehr die Ganztonleiter, die mit ihren 2 mal 6 Tönen zu 12-tönigen Elementen kombiniert werden kann.

Dieter Kaufmann: o. T. Originalbeitrag


ZITIERWEISE
/bearbeitungen-von-anderen/dieter-kaufmann/lampedusa/ (Datum der Einsichtnahme) (= Elfriede Jelinek und die Musik. Intermediales Wissenschaftsportal des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums).