Muttertagsfeier oder die Zerstückelung des weiblichen KörpersHörstück mit Texten von Elfriede Jelinek

Textgrundlage
Jelineks Romane wir sind lockvögel baby! (1970), Michael (1972), Die Liebhaberinnen (1975), bukolit (1979) und Die Klavierspielerin (1983)
Textbearbeitung, Montage und Komposition: Patricia Jünger

Produktion | Autorenproduktion (Patricia Jünger), 1984
Regie, Ton, Schnitt: Patricia Jünger
Sopran, Sprechstimme, Vokalismen: Laura Weidacher

Erstpräsentation | 23.5.1984 Stadt Haus Klagenfurt (im Rahmen von Kärntner Frühling)
Erstsendung im Radio | 16.5.1985 SWF 2
Dauer: 33 min 10 sec, mono

Szenische Fassung

UA | 20.2.1985 WUK (Lila Löffel), Wien (im Rahmen der 2. österreichischen Frauenmusikwoche), Performance: Laura Weidacher
WEITERE AUFFÜHRUNG::
7.12.1985 Theater am Neumarkt, Zürich (im Rahmen der Tage für politische Musik), Performance: Laura Weidacher


Das Hörstück ist eine elektroakustische Komposition unter Verwendung von Synthesizern, Schlagwerken, Geräuschen und menschlicher Stimme. Zentrale Themen des Werks, die in den verarbeiteten Textpassagen aus den Romanen wir sind lockvögel baby!, Michael, Die Liebhaberinnen, bukolit und Die Klavierspielerin angesprochen werden, sind patriarchale Machtstrukturen, die Gewalt gegen Frauen, Sexualität und die Reduktion der Frau auf ihren Körper. Unter Verwendung des Hörstück-Bandes wurde Muttertagsfeier
oder die Zerstückelung des weiblichen Körpers
auch als „akustisch-aktionistische Manifestation“ szenisch aufgeführt.


Aus fünf verschiedenen Romanen von Elfriede Jelinek (Die Liebhaberinnen, Michael – ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft, Wir sind Lockvögel, Baby [sic], Bukolit [sic], Die Klavierspielerin) habe ich Textpassagen zu einem in sich geschlossenen Sprechtext montiert und so das Ausgangsmaterial zu „Muttertagsfeier“ erstellt. Die Texte, die sanktionierte Unterdrückungsmechanismen an Frauen deutlich machen, sind integriertes Kompositionsmaterial, das mit elektronischen, akustischen und konkreten Klangstrukturen und mit Geräuschen, Vokalismen und Versatzstücken konfrontiert wird. Die Komposition transportiert die Sprache und die Sprache das kompositorische Konzept. Komposition und Text legen in ihrer strukturellen Abhängigkeit voneinander die Modellhaftigkeit der Leidensstruktur weiblicher Existenz in einer männerorientierten Gesellschaft bloß. Elfriede Jelinek: „Wenn die Frauen nicht über sich zu sprechen versuchen, wird kein anderer über sie sprechen, es sei denn, die Frau ist Königin und ihr Fürsprecher DAS GELBE BLATT oder DIE NEUE POST und wie sie alle heißen“.

Patricia Jünger: Muttertagsfeier oder die Zerstückelung des weiblichen Körpers. In: Deutsches Rundfunkarchiv (Hg.): Hörspiele in der ARD 5 (1985). Hörspielverzeichnis, S. 348

aus: Janke, Pia: Elfriede Jelinek. Werk und Rezeption. Teil 2. Wien: Praesens Verlag 2014 (= DISKURSE.KONTEXTE.IMPULSE. Publikationen des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums 10), S. 681-682.


ZITIERWEISE
/bearbeitungen-von-anderen/patricia-juenger/muttertagsfeier/ (Datum der Einsichtnahme) (= Elfriede Jelinek und die Musik. Intermediales Wissenschaftsportal des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums).