Der Tod und das Mädchen II

Komposition für das Zuspielband des Balletts | Olga Neuwirth. Neuwirth nennt ihre Komposition Poème choréographique

Produktion des Zuspielbandes am Institut für Musik und Akustik des ZKM Karlsruhe
SprecherInnen des Zuspielbandes: Anne Bennent, Hanna Schygulla, Gottfried Hüngsberg
Generierung und Programmierung der Computerstimme (Stimme des Prinzen): Gottfried Hüngsberg

Abdrucke des Librettos
Der Tod und das Mädchen I-V/II

Aufführungen
UA | 30.9.2000 Deutscher Pavillon der EXPO 2000, Hannover, Choreographie und I: Bernd Roger Bienert

CD-Produktion des Zuspielbandes

Jelinek, Elfriede / Neuwirth, Olga: Der Tod und das Mädchen II. CD. Wien: col legno 2007.


Jelinek verfasste den Text für das gleichnamige Ballett von Bernd Roger Bienert. Das Ballett war ein Auftragswerk des Saarländischen Staatstheaters Saarbrücken in Koproduktion mit dem ZKM Karlsruhe und dem Kulturprogramm des Deutschen Pavillons der EXPO 2000, Hannover.
Jelineks Libretto, das aus einer Wechselrede zwischen Prinzessin (Dornröschen) und Prinz besteht, wurde danach auch zweiter Teil des Zyklus Prinzessinnendramen bzw. Der Tod und das Mädchen I-V und auch als Theatertext aufgeführt.
Olga Neuwirth verwendete für das Zuspielband Aufnahmen mit den Schauspielerinnen Anne Bennent (für Dornröschen) und Hanna Schygulla (für den Prinzen), die am ZKM Karlsruhe, unter Einbeziehung von O-Tönen, bearbeitet wurden. Gottfried Hüngsberg, Jelineks Mann, generierte und programmierte die künstliche Computerstimme, die für den Prinzen zum Einsatz kam. Neuwirth und ihre Schwester Flora, von der die Ausstattung für das Ballett stammte, distanzierten sich von Bienerts Choreographie.


Über die Wörter hinaus sagt die Musik vielleicht das Unsagbare, die fließende Verzauberung, die Klischee und Ironisierung nicht ausspart, sie kehrt zurück wie die Erinnerung, sie verläßt uns nicht. Sie fügt sich in die Sprache ein und man spürt ihre ständige Anwesenheit in langsamen oder schnellen Wellenbewegungen. Zu anfangs sind die Textabschnitte noch zu großen Blöcken zusammengefaßt, doch im Laufe der Zeit (und der erzählten Geschichte) beginnen die Sätze kürzer zu werden und sich gegenseitig zu überlagern oder sich selbst zu beantworten. Kleine Sätze, dahingeworfen wie Flaschen ins (Klang-)Meer. Freischwebende Wörter… Die Musik dient der Verdeutlichung des Raumes bzw. der Räume. Vom Nicht-Ort (Zeichnung einer anderen Realität) des Beginns zum „Real-Ort“ des Regens bis wieder zum Nicht-Ort. Unter der oft scheinbaren Ruhe der Klänge lauert der Schrecken. Zersplitterung und Zerstreuung. Nimmt uns der Klang mit auf einer ersehnten Suche nach Versöhnung zwischen Himmel und Erde? Sich überlagernde Klänge: das Vergängliche und das Bleibende, die Melancholie und die Möglichkeit. Die Musik befrachtet die Wörter meistens nicht mit Bedeutung, sondern höhlt sie eher aus, macht sie auch an einigen Stellen unverständlich.

Olga Neuwirth: Schriftliches Interview, 18.05.00. on1.zkm.de/zkm/stories/storyReader$1361 (25.8.2017) (= Website des ZKM Karlsruhe).

aus: Janke, Pia: Elfriede Jelinek. Werk und Rezeption. Teil 1. Wien: Praesens Verlag 2014 (= DISKURSE.KONTEXTE.IMPULSE. Publikationen des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums 10), S. 272-273.


ZITIERWEISE
Der Tod und das Mädchen II. /libretti/der-tod-und-das-maedchen-ii/information/ (Datum der Einsichtnahme) (= Elfriede Jelinek und die Musik. Intermediales Wissenschaftsportal des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums).